ARBEITSKREIS MENSCHENRECHTE (AKM)
◆ Working Group for Human Rights ◆

MEXIKO: Student entführt, gefoltert und zu 31 Jahren Haft verurteilt

Quelle: Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter, www.acat-deutschland.de

Der 22-jährige Student Yonny Ronay Chacon González aus der mexikanischen Provinz Chiapas wurde auf der Grundlage von unter Folter erpressten Geständnissen zu 31 Jahren Haft verurteilt.

Am 13. März 2019 wurde der Sohn einfacher Bauern auf seinem Heimweg nach Cintalapa bei einer Polizeikontrolle in Tuxtla Gutierréz, wo er studierte, ohne erkennbaren Grund festgenommen und in das Gebäude der Spezialeinheit der staatsanwaltlichen Untersuchungsbehörde gebracht. Dort hat er nach seinen Aussagen Folterungen erlitten. Schläge, Vortäuschen von Ertrinken und Elektroschocks sollten ihn dazu bringen, einen Diebstahl zu gestehen.

Am nächsten Tag erschien ein Foto von ihm in der Presse, auf dem er von schwer bewaffneten Polizisten umgeben war. Er sollte wie das Mitglied einer Verbrecherbande erscheinen. Einen weiteren Tag später sollte er freigelassen werden, da das Verfahren gegen ihn eingestellt worden war. Dennoch holten ihn Polizeibeamte ab und brachten ihn zur Untersuchungshaft in das Gefängnis von Villaflores. In der Stadt Villaflores war zuvor ein Mord verübt worden.

Yonny Ronay wurde beschuldigt, den Mord und einen schweren Diebstahl begangen zu haben. Die Folterungen gingen weiter, diesmal um ihn dazu zu bringen, den Mord zu gestehen.

Der französischen Sektion der „Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter“ (ACAT) zufolge gibt es unter Berufung auf lokale Quellen keinerlei Beweise für die erhobenen Beschuldigungen. Yonny Ronay konnte im Gegenteil sogar nachweisen, dass er an dem Tag des Mordes an einem anderen Ort war, und durch ein medizinisches Gutachten konnte er dem Richter zeigen, dass er gefoltert worden war.

Dennoch hat das Gericht von Chiapas all diese schweren Verstöße bewusst ignoriert und Yonny Ronay am 6. September 2021 zu 31 Jahren Haft verurteilt. Nachdem er mehrere Monate wegen Corona in Isolationshaft verbracht hatte, darf er nun alle 15 Tage den Besuch von nur einer Person erhalten.

In einer Pressekonferenz am 21. September 2021 sagte die Schwester von Yonny Ronay, die von seiner jüngsten Verurteilung zutiefst betroffen ist: „Heute fordern wir Gerechtigkeit und Freiheit für unseren Bruder, damit er sein Leben und seine Träume zurückgewinnen kann und meine Mutter endlich lächeln kann. Damit unsere Familie wieder vollständig sein kann. (...) Wir bitten darum, dass unsere Forderungen nach Gerechtigkeit gehört werden, ohne dass der Staat oder andere Akteure Vergeltungsmaßnahmen gegen uns, meinen Bruder oder ein anderes Familienmitglied ergreifen.“

>>> Bitte helfen Sie mit, die Freilassung von Yonny Ronay zu erreichen, indem Sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken.

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Sr Alejandro Gertz Manero (o su sucesor/a)
Fiscalía General de República (FGR)
D-10785 Berlin

Fax: 030 269 323 700
E-Mail: mexale@sre.gob.mx



Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt,

in großer Sorge um den inhaftierten Studenten Yonny Ronay Chacon González aus der Provinz Chiapas wende ich mich an Sie.

Der 22-Jährige wurde am 13. März 2019 auf seinem Heimweg nach Cintalapa bei einer Polizeikontrolle in Tuxtla Gutierréz, wo er studierte, ohne erkennbaren Grund festgenommen und in das Gebäude der Spezialeinheit der staatsanwaltlichen Untersuchungsbehörde gebracht.

Dort wurde er nach eigenen Aussagen gefoltert, um einen Diebstahl zu gestehen.

Zwei Tage später sollte er freigelassen werden, da das Verfahren gegen ihn eingestellt worden war. Dennoch holten ihn Polizeibeamte ab und brachten ihn zur Untersuchungshaft in das Gefängnis von Villaflores. Yonny Ronay wurde beschuldigt, einen in Villaflores verübten Mord und schweren Diebstahl begangen zu haben. Er hat weitere Folterungen erlitten.

Es liegen keine Beweise vor, dass Yonny Ronay die ihm angelasteten Straftaten begangen hätte. Er konnte vielmehr nachweisen, sich am Tag des Mordes an einem anderen Ort aufgehalten zu haben. Durch ein medizinisches Gutachten konnte er dem Richter zeigen, dass er gefoltert worden war.

Dennoch hat das Gericht von Chiapas diese schweren Verstöße ignoriert und Yonny Ronay am 6. September 2021 zu 31 Jahren Haft verurteilt.

Hiermit ersuche ich Sie, dafür Sorge zu tragen, dass:

> Yonny Ronay Chacon González unverzüglich, dauerhaft und vorbehaltlos freigelassen wird;

> die willkürliche Inhaftierung und die Anwendung von Folter umfassend und unabhängig untersucht werden und die für die Gewalt Verantwortlichen in einem fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden;

> der Gefangene eine Entschädigung für das erlittene Unrecht erhält.

Hochachtungsvoll



KOPIEN:

>>> Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, D-10117 Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de  

>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Platz der Republik 1, D-11011 Berlin, Fax: 030-227-36051, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de