IRAN: Verschärfte Verfolgung der Bahá’i: Verhaftungen, Abriss von Häusern und Landraub
Quelle: Bahá’í-Gemeinde in Deutschland K.d.ö.R., https://iran.bahai.de/
Das iranische Geheimdienstministerium veröffentlichte am 31. Juli 2022 eine erschreckende Erklärung voller Hasspropaganda gegen die verfolgte religiöse Minderheit der Bahá’í. Damit versuchte es, die Razzien in den Wohnungen und Geschäften von 52 Bahá’í im Iran sowie die Verhaftung oder Inhaftierung von 13 Personen zu rechtfertigen.
Das Geheimdienstministerium behauptet in dieser offiziellen Erklärung, die nach wochenlangem Druck auf die Bahá’í erfolgte, dass sich die Verhaftungen gegen Mitglieder der „Bahá’í-Spionagepartei“ richteten und dass die Verhafteten „die Lehren des erfundenen Bahá’í-Kolonialismus verbreiteten und das Bildungswesen infiltrierten“, darunter auch Kindergärten. Die Erwähnung von Kindergärten ist offensichtlich ein Vorwand für die Verhaftung einer Reihe von Bahá’í, die als Vorschullehrer tätig sind.
Unter den Verhafteten befinden sich auch Mahvash Sabet, Fariba Kamalabadi und Afif Naemi, von denen Letzterer im Evin-Gefängnis in Einzelhaft gehalten wird. Der Aufenthaltsort der beiden anderen ist unbekannt. Sie gehörten bis 2008 zu der ehemaligen siebenköpfigen Leitungsgruppe der Baha’i im Iran, die allein aufgrund ihres religiösen Glaubens im Jahr 2007 und 2008 ins Gefängnis kamen. Nach zehnjähriger unschuldiger Haftstrafe kamen sie im Jahr 2017 bzw. 2018 nach weltweiten Protesten frei.
Nur zwei Tage später haben bis zu 200 iranische Regierungs- und Kommunalbeamte das Dorf Roushankouh in der Provinz Mazandaran, in dem eine große Zahl von Bahá’í lebt, abgeriegelt und setzen massive Bagger ein, um deren Häuser abzureißen.
Sechs Häuser wurden zerstört und über 20 Hektar Land wurden beschlagnahmt. Das Haus von Herrn Qulinizhad wurde vollständig abgerissen und Herr Farid Alavi wurde verhaftet.
- Pfefferspray wurde eingesetzt um die Menschenansammlung aufzulösen und während des Einsatzes waren Pistolenschüsse zu hören.
- Die Straßen in und aus dem Dorf wurden blockiert.
- Jeder, der versuchte, sich den Beamten zu widersetzen, wurde verhaftet und in Handschellen gelegt.
- Die Beamten haben die Mobiltelefone der Anwesenden beschlagnahmt und das Filmen verboten.
- Die Nachbarn wurden angewiesen, in ihren Häusern zu bleiben, und es wurde ihnen verboten, zu filmen oder zu fotografieren.
- Die Behörden errichten robuste Metallzäune, um den Zugang der Bahá’í zu ihren eigenen Häusern zu verhindern.
Die Bahá’í in Roushankouh sind in der Vergangenheit schon mehrfach Zielscheibe von Grundstücksenteignungen und Hauszerstörungen gewesen, zuletzt im August 2021 und im Februar 2022.
Video: abgerissene Häuser in Roushankouh
„Wir bitten alle, ihre Stimme zu erheben und zu fordern, dass diese schrecklichen Akte eklatanter Verfolgung sofort eingestellt werden. Jeden Tag gibt es neue Nachrichten über die Verfolgung der Bahá’í im Iran, die unmissverständlich zeigen, dass die iranischen Behörden einen Stufenplan verfolgen, den sie in die Tat umsetzen: zuerst unverhohlene Lügen und Hassreden, dann Razzien und Verhaftungen, und heute Landraub, Besetzungen und die Zerstörung von Häusern“, sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá‘í-Gemeinde in Deutschland, mit Blick auf die vergangenen Wochen. „Was wird als Nächstes geschehen? Die internationale Gemeinschaft muss handeln, bevor es zu spät ist.“
>>> Bitte helfen Sie mit, diese Verfolgungen zu stoppen, indem Sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken.
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Seine Exzellenz
Präsident Ebrahim Raisolsadati
c/o Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
D-14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de
Exzellenz,
ich wende mich mit diesem Schreiben an Sie, um meiner großen Besorgnis über die anhaltende Diskriminierung von Angehörigen der Bahá’í-Religion auszudrücken.
> Anfang Juni 2022 verurteilte die Abteilung 1 des Revolutionsgerichts 26 Bahá’í zu insgesamt 85 Jahren Gefängnis. Dadurch wurden zahlreiche Kinder von ihren Eltern getrennt.
> Am 31. Juli 2022 veröffentlicht das Geheimdienstministerium eine Erklärung, in der es voller Hass die Razzien in den Wohnungen und Geschäften von 52 Bahá’í sowie die Verhaftung von 13 Personen zu rechtfertigen versucht. Unter den Verhafteten befinden sich auch Mahvash Sabet, Fariba Kamalabadi und Afif Naemi, die nach zehnjähriger unschuldiger Haftstrafe im Jahr 2017 bzw. 2018 freikamen.
> Nur zwei Tage später haben bis zu 200 iranische Regierungs- und Kommunalbeamte das Dorf Roushankouh in der Provinz Mazandaran, in dem eine große Zahl von Bahá’í lebt, abgeriegelt und setzen massive Bagger ein, um deren Häuser abzureißen. Sechs Häuser wurden zerstört und über 20 Hektar Land wurden beschlagnahmt.
Nicht nur die Menschenrechtskonventionen der UNO, zu deren Einhaltung sich Ihr Land verpflichtet hat, verlangt Religionsfreiheit. Auch im Koran heißt es ausdrücklich: „Es gibt keinen Zwang im Glauben“ (2:256). Weiterhin: „Und hätte dein Herr es gewollt, so hätten alle, die insgesamt auf der Erde sind, geglaubt. Willst du also die Menschen dazu zwingen, Gläubige zu werden?” (10:99).
Ich bitte Sie daher, all Ihren Einfluss dafür zu verwenden, dass die Verfolgung der Angehörigen der Bahá’í-Religion in Ihrem Land unverzüglich beendet und ihnen volle Religionsfreiheit gewährt wird.
Hochachtungsvoll
KOPIEN:
>>> Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, D-10117 Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de
>>> Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Luise Amtsberg, E-Mail: menschenrechtsbeauftragte@auswaertiges-amt.de
>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Platz der Republik 1, D-11011 Berlin, Fax: 030-227-36051, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de