SÜDSUDAN: Menschenrechtler „verschwunden“ und von Folter bedroht
Quelle: Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter, www.acat-deutschland.de
Am 04. Februar 2023 wurde der südsudanesische Menschenrechtler Morris Mabior Awikjok Bak aus dem kenianischen Exil entführt und in den Südsudan verschleppt. Laut Human Rights Watch (HRW) brachte ihn der südsudanesische Geheimdienst NSS (Nationaler Sicherheitsdienst) am 24. April 2024 vor ein Landgericht. Dort steht er wegen angeblicher Diffamierung des Direktors des NSS unter Anklage.
Berichten zufolge soll der Regierungskritiker am 05. oder 06. Februar 2023 in der Hauptstadt Juba angekommen und in eine als „Blue House“ bekannte Hafteinrichtung des NSS gebracht worden sein.
Nach Angaben seiner Familienangehörigen erhielt Morris Mabior Awikjok Bak dort keinen Kontakt zur Außenwelt. Isolationshaft begünstigt Folter und andere Formen der Misshandlung sowie „Verschwindenlassen“. Sie kann selbst auch Folter oder eine andere Form der Misshandlung darstellen.
Morris Mabior Awikjok Bak ist Leiter der zivilgesellschaftlichen Organisation Youth Alliance Network. Er arbeitete als Lehrer und ist ehemaliger Generalsekretär einer Arbeitervereinigung in Südsudan. Der Aktivist ist bekannt für seine Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen durch den Geheimdienst NSS.
Mabior Awikjok hat sich für Sanktionen gegen einzelne hochrangige Mitarbeiter des NSS eingesetzt, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sein sollen. Außerdem hatte er auch verschiedene von der Regierung begangene Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Ein Beispiel dafür sind die Vorfälle in Rualbet Payam im Jahr 2022, wo Frauen vergewaltigt und viele junge Männer gefoltert und getötet wurden. Er hat auch auf die mutmaßliche Rolle des NSS am Ausbruch von Konflikten zwischen den Gemeinschaften im Bundesstaat Jonglei im Südsudan aufmerksam gemacht und darüber berichtet.
>>> Bitte helfen Sie mit, den Schutz und die Freilassung dieses mutigen Menschenrechtlers zu erreichen, indem Sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken. Ob der Versand per Mail immer funktioniert, ist nicht sicher. Aus diesem Grunde wollen Sie bitte, falls eine Sendung als unzustellbar zurückkommen sollte, es später noch einmal versuchen. Es handelt sich um die offiziellen Kontakt-Mail-Adressen.
+ + +
His Excellency
President Salva Kiir Mayardit
Office of the President
Presidential Palace
Juba
SOUTH SUDAN
E-Mail: info@mofaic.gov.ss, communications@mojca.gov.ss
Your Excellency,
reports of the continued detention of South Sudanese human rights defender Morris Mabior Awikjok Bak fill me with great concern.
On April 24, 2024, Morris Mabior was brought before a regional court by the NSS secret service. For over a year, his exact whereabouts were unknown.
The accused was attacked at his home in the Kenyan capital Nairobi on February 4, 2023 and arbitrarily arrested by armed Kenyan security forces and a South Sudanese civilian. His wife was also beaten.
Morris Mabior was abducted to South Sudan. He is said to have been held in isolation in a National Security Service (NSS) detention facility known as the "Blue House". Solitary confinement facilitates torture and other forms of ill-treatment, as well as enforced disappearances. This form of detention can also constitute torture itself.
Mr. President, I ask you to ensure that
> Morris Mabior Awikjok Bak is released immediately, permanently and unconditionally and is given the opportunity to leave South Sudan if he so wishes;
> the prisoner is protected from all forms of torture and other ill-treatment;
> the human rights defender is granted unrestricted access to his family and lawyers of his choice, as well as comprehensive medical care;
> an independent and impartial investigation is carried out into the abduction of Morris Mabior Awikjok Bak, with a view to identifying those responsible and bringing them to justice in a fair trial in accordance with international standards.
TRANSLATION / ÜBERSETZUNG:
Berichte über die fortdauernde Inhaftierung des südsudanesischen Menschenrechtsverteidigers Morris Mabior Awikjok Bak erfüllen mich mit großer Sorge.
Am 24. April 2024 wurde Morris Mabior vom Geheimdienst NSS vor ein Landgericht gestellt. Über ein Jahr war sein genauer Aufenthaltsort ungeklärt.
Der Angeklagte war am 4. Februar 2023 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi an seinem Wohnort attackiert und willkürlich von bewaffneten Sicherheitskräften Kenias und einem südsudanesischen Zivilisten festgenommen worden. Seine Frau wurde ebenfalls geschlagen.
Morris Mabior wurde schließlich in den Südsudan verschleppt. Er soll dort in einer als „Blue House“ bezeichneten Hafteinrichtung des Nationalen Sicherheitsdienstes (NSS) in Isolation festgehalten worden sein. Isolationshaft begünstigt Folter und andere Formen der Misshandlung sowie Verschwindenlassen. Diese Form der Haft kann auch selbst Folter darstellen.
Herr Präsident, ich bitte Sie, darauf hinzuwirken, dass
> Morris Mabior Awikjok Bak unverzüglich, dauerhaft und vorbehaltlos freigelassen wird und die Möglichkeit erhält, den Südsudan zu verlassen, falls er dies wünscht;
> der Gefangene vor jeder Form der Folter und anderweitiger Misshandlung geschützt wird;
> der Menschenrechtsverteidiger uneingeschränkten Kontakt zu seiner Familie und Rechtsbeiständen seiner Wahl sowie eine umfassende ärztliche Versorgung erhält;
> die Entführung von Morris Mabior Awikjok Bak unabhängig und unparteiisch untersucht wird, um die dafür Verantwortlichen zu ermitteln und in einem fairen Gerichtsverfahren gemäß internationalen Standards zur Rechenschaft zu ziehen.
Yours respectfully / Hochachtungsvoll
COPIES:
>>> Botschaft der Republik Südsudan, Friedrichstr. 231, Haus A, D-10969 Berlin, E-Mail: info@embassy-southsudan.de
>>> Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, D-10117 Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de
>>> Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Luise Amtsberg, E-Mail: menschenrechtsbeauftragte@auswaertiges-amt.de
>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Platz der Republik 1, D-11011 Berlin, Fax: 030-227-36051, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de