KAMERUN: Entführungen als Waffe
Quelle: Hoffnungszeichen e.V., www.hoffnungszeichen.de
Am 16. September 2022 geschah im Westen Kameruns „ein Gräuel“, wie es Bischof Aloysius Fondong Abangolo aus Mamfe in einer Videobotschaft an das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ nannte: Unbekannte brannten die Kirche St. Maria in der Ortschaft Nchang nieder. Fünf Priester, eine Ordensschwester und drei Gläubige wurden von Bewaffneten verschleppt. „Vatican News“ berichtete mit Bezug auf Quellen vor Ort, dass ein Lösegeld gefordert wurde. Die Bischofskonferenz Kameruns wollte jedoch „keine gefährliche Präzidenzfälle schaffen“, so Vatican News weiter; sie erklärte, den Erpressern kein Geld zu zahlen. Mehr als einen Monat waren die Entführten in Gefangenschaft. Am 25. Oktober 2022 kamen die neun Gläubigen frei.
Gespaltene Bevölkerung
Beobachter und Kirchenvertreter sehen in dem Konflikt zwischen der französischsprachigen Mehrheit und der englischsprachigen Minderheit einen zentralen Grund für die Gewalt. Besonders betroffen ist der englischsprachige Teil des Landes. Die Bevölkerung der Regionen Nordwest und Südwest fühle sich benachteiligt, berichtet Domradio. Die Auseinandersetzungen nehmen zu: Die englischsprachigen Regionen wollen die Rückkehr zum Föderalismus, mehr Selbständigkeit und politischen Einfluss. Entführungen gelten dabei als ein Mittel der Einschüchterung der Bevölkerung. Vor allem Kirchen würden als „leichtes Ziel zum Geldverdienen“ wahrgenommen, so der Erzbischof von Bamenda, Andrew Nkea Fuanya.
Angriffe in mehreren Gebieten
Auch in anderen Gebieten ist die Bevölkerung Angriffen und Terror ausgesetzt: „Im Norden des Landes verübt die islamistische Gruppierung Boko Haram immer wieder Terroranschläge (…). Angespannt ist die Sicherheitslage auch an der Grenze zur (…) Zentralafrikanischen Republik“, so das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
>>> Bitte rufen Sie die Verantwortlichen in Kameruns Regierung auf, die Zivilbevölkerung, gleich welcher Sprachzugehörigkeit und welchen Glaubens, vor Angriffen zu schützen. Bitte schicken Sie dazu das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen.
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His Excellency
President Paul Biya
Cabinet Civil
Cellule de Communication
Yaounde / CAMEROON
E-Mail: cellcom@prc.cm
Your Excellency,
on September 16th, 2022, persons unknown burned down the Church of St. Mary in the locality of Nchang in the West of Cameroon. Five priests, a nun and three other believers were kidnapped by armed persons. They were released about a month later.
The political an social conflicts result time and time again in kidnappings and attacks upon the civilian population. I ask you to do all in your power to protect the civilian population and both religious and public institutions against attacks an violence.
TRANSLATION / ÜBERSETZUNG:
Am 16. September 2022 brannten Unbekannte die Kirche St. Maria in der Ortschaft Nchang im Westen Kameruns nieder. Fünf Priester, eine Ordensschwester und drei weitere Gläubige wurden von Bewaffneten verschleppt. Nach rund einem Monat kamen sie wieder frei.
Durch die politischen und gesellschaftlichen Konflikte im Land kommt es immer wieder zu Entführungen und Angriffen auf die Zivilbevölkerung. Ich bitte Sie, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, die Zivilbevölkerung sowie religiöse und öffentliche Einrichtungen vor Angriffen und Gewalt zu schützen.
Yours respectfully / Hochachtungsvoll
COPIES:
>>> Botschaft der Republik Kamerun, Ulmenallee 32, D-14050 Berlin, Fax: 030-890057 49, E-Mail: contact@ambacamer.de
>>> Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, D-10117 Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de
>>> Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Luise Amtsberg, E-Mail: menschenrechtsbeauftragte@auswaertiges-amt.de
>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Platz der Republik 1, D-11011 Berlin, Fax: 030-227-36051, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de