ARBEITSKREIS MENSCHENRECHTE (AKM)
◆ Working Group for Human Rights ◆

IRAN: 13 jugendliche Bahá'í im Iran festgenommen; nunmehr 245 Verfolgungsfälle im August


Quelle: Bahá’í-Gemeinde in Deutschland K.d.ö.R., www.bahai.de

Vierzehn Bahá'í, darunter dreizehn Jugendliche, wurden am 31. August 2022 in der nordiranischen Stadt Qaemshahr in der Provinz Mazandaran festgenommen und im Büro des Geheimdienstes von Sari inhaftiert. Die meisten Verhaftungen erfolgten in einem Privathaus, in dem die Jugendlichen gemeinsam Texte studierten und die Bedeutung von Bildung für den sozialen Fortschritt besprachen. Über die Anklagepunkte, die den jungen Bahá'í vorgeworfen werden, wurden keine Informationen veröffentlicht.

Die Verhaftungen sind die jüngsten in einer seit einem Monat andauernden Kampagne der iranischen Regierung gegen die Bahá'í im ganzen Land. Laut der Internationalen Baha'i-Gemeinde (BIC) gingen die Behörden in den letzten 32 Tagen in 245 Fällen gegen Bahá'í vor.

"Es ist schon ironisch, dass diese Jugendlichen verhaftet wurden, als sie sich gerade über die Bedeutung von Bildung austauschten, während ihnen selbst der Zugang zu höherer Bildung von den iranischen Behörden verwehrt wird", sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá'í-Gemeinde in Deutschland. "Die Grausamkeit der iranischen Regierung sprengt jedes Maß. Sie verwehrt diesen jungen Menschen nicht nur den Zugang zu den Universitäten und die Entwicklung ihrer intellektuellen Fähigkeiten, sondern auch das elementare Recht, sich als Jugendliche zu treffen, um Fragen zu diskutieren, die für ihre Generation wichtig sind.“

Der Iran verfolgt die Bahá'í-Gemeinde seit der Islamischen Revolution von 1979 systematisch. Mehr als 200 Bahá'í wurden nach der Revolution getötet, und in einem 1991 vom Obersten Führer, Ayatollah Ali Khamenei, unterzeichneten Regierungskument wird angeordnet, den Fortschritt und die Entwicklung der Bahá'í-Gemeinde zu "blockieren" - unter anderem durch das Verbot für junge Bahá'í, iranische Universitäten zu besuchen. In einem Brief des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Technologie, der 2006 an 81 iranische Universitäten verschickt wurde, heißt es, dass Studenten, die als Bahá'í identifiziert werden, von der Universität verwiesen werden müssen“.

Einen Tag zuvor, am 30. August 2022, wurden die Berufungen von 25 Bahá'í vor der 37. Abteilung des Berufungsgerichts der Provinz Fars abgelehnt und ihre harten Urteile bestätigt. Die 25 Personen wurden erstmals im Juni in Shiraz verurteilt  und müssen nun insgesamt fast 80 Jahre ins Gefängnis (wir berichteten: http://akm-online.info/25-06-2022-IRAN)

"Gutmütige Iraner im In- und Ausland, die internationale Gemeinschaft und zahllose Menschen auf der ganzen Welt haben den Iran unmissverständlich aufgefordert, die Verfolgung der Bahá'í zu beenden", so Noltenius. "Der Iran muss erkennen, dass seine fortdauernde Verfolgung der Bahá'í nur seine eigene Glaubwürdigkeit im In- und Ausland beschädigt und der Welt die Unschuld der Bahá'í im Iran vor Augen führt."

In Qaemshahr verhaftete Personen:

● Hengameh Alipour
● Negar Darabi
● Golbon Fallah
● Mahsa Fathi
● Nazanin Goli
● Mani Gholinejad
● Samiyeh Gholinejad
● Bita Haghighi
● Sanaz Hekmat-Shoar
● Afnaneh Nematian
● Basir Samimi
● Mojir Samimi
● Sam Samimi
● Anis Sanaie

>>> Bitte helfen Sie auch weiterhin mit, dass den Angehörigen der Bahá’í-Religion Glaubensfreiheit gewährt wird und die inhaftierten Personen freigelassen werden. Bitte senden Sie dazu das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen.

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Seine Exzellenz

Präsident Ebrahim Raisolsadati

c/o Botschaft der Islamischen Republik Iran

Podbielskiallee 65-67
D-14195 Berlin

Fax: 030-8435 3535

E-Mail: info@iranbotschaft.de


Exzellenz,

ich bin betrübt über die Berichte über die zunehmende Verletzung des Menschenrechts auf Religionsfreiheit in der Islamischen Republik Iran.

Berichten zufolge wurden am am 31. August 2022 vierzehn Bahá'í, darunter dreizehn Jugendliche, in der nordiranischen Stadt Qaemshahr in der Provinz Mazandaran festgenommen und im Büro des Geheimdienstes von Sari inhaftiert. Die meisten Verhaftungen erfolgten in einem Privathaus, in dem die Jugendlichen gemeinsam Texte studierten und die Bedeutung von Bildung für den sozialen Fortschritt besprachen. Über die Anklagepunkte, die den jungen Bahá'í vorgeworfen werden, wurden keine Informationen veröffentlicht.

Allein im August 2022 sollen es 245 Maßnahmen der iranischen Behörden gegen Angehörige der Bahá’í-Religion gewesen sein.

Darüber hinaus sind am 30. August die Berufungen von 25 Bahá'í vor der 37. Abteilung des Berufungsgerichts der Provinz Fars abgelehnt und ihre harten Urteile bestätigt worden. Die 25 Personen wurden erstmals im Juni 2022 in Shiraz verurteilt und müssen nun insgesamt fast 80 Jahre ins Gefängnis.

Die Religionsfreiheit ist Teil der Menschenrechtskonventionen der UNO. Ihr Land hat sich zu deren Einhaltung verpflichtet. Aus diesem Grunde bitte ich Sie, all Ihren Einfluss dafür zu verwenden, dass die Verfolgung der Angehörigen der Bahá’í-Religion in Ihrem Land
unverzüglich beendet und ihnen volle Religionsfreiheit gewährt wird, so auch für die jüngst Inhaftierten, und für die Aufhebung der Entscheidung des Berufungsgerichts.

Hochachtungsvoll



KOPIEN:

>>> Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, D-10117 Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de

>>> Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Luise Amtsberg, E-Mail: menschenrechtsbeauftragte@auswaertiges-amt.de

>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Platz der Republik 1, D-11011 Berlin, Fax: 030-227-36051, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de