ARBEITSKREIS MENSCHENRECHTE (AKM)
◆ Working Group for Human Rights ◆

Prof. Konrad Löw wird 90 

Würdigung eines engagierten Menschenrechtlers

von Thomas Müller

(23.10.2021) In diesem Jahr vollendet der 1999 emeritierte Politikwissenschaftler Professor Konrad Löw (auch Teilnehmer unseres E-Mail-Aktionskreises) sein 90. Lebensjahr. Er gehört zu den - leider - wenigen Persönlichkeiten, die aus ihrem tief empfundenen Glauben den Stürmen des jeweiligen Mainstreams standgehalten haben.

Geboren am 25. Dezember 1931 wuchs Konrad Maria in einem tiefgläubigen katholischen Elternhaus auf, das aus seiner Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie keinen Hehl machte, die päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“ verbreitete und dafür Benachteiligungen in Kauf zu nehmen hatte.

Diese frühen Erfahrungen waren es, die Löw sein ganzes Leben über geprägt haben. 2015 erschien seine Autobiographie unter dem Titel „Lasst uns trotzdem weiterkämpfen“, das die Ergänzung trägt: Erfahrungen mit dem Versuch „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ zu leben. In dieser stellt er drei große „Schlachtfelder“ vor.

In einer Zeit, in der es - auch in kirchlichen Kreisen - schick war, mit dem Marxismus zu kokettieren und Marx als falsch verstandenen Philosophen darzustellen, sezierte er dessen Werk, und man darf wohl sagen, er kannte es besser als viele Marxisten selbst. Günter Schabowski, Chefredakteur des „Neuen Deutschland“ und ab 1984 Mitglied des SED-Politbüros bekannte nach der Wende: „Löws Schriften – es waren nicht die einzigen aus den Giftschränken des freien Geistes, die ich in den Neunzigern verschlungen habe, ... lieferten mir befreiende Röntgenaufnahmen der roten Säulenheiligen.“

In das zweite große „Schlachtfeld“ geriet er eher zufällig, als er von einer Gruppierung eingeladen wurde, einen Vortrag zum Thema „Warum fasziniert der Kommunismus“ zu halten. Später hielt man ihm vor, sehr einfältig gewesen zu sein, weil die Veranstalter der Vereinigungskirche des Rev. Moon („Moon-Sekte“) nahestanden. Als Kuratoriumsmitglied der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), deren Vorstand er auch eine Zeit lang angehörte, setzte er sich mit dieser Gruppierung auseinander, konnte aber keinerlei Belege für verfassungswidriges Verhalten, Gehirnwäsche etc. finden. Während weder der Vatikan noch die USA noch sonstige hochrangige internationale „elder statesmen“ Probleme haben, sich mit Vertretern der Vereinigungskirche zu treffen oder an Treffen nahestehender Organisationen teilzunehmen, gingen sowohl sein Dienstherr, der Freistaat Bayern, und auch seine eigene Partei, die CSU, der er jahrzehntelang angehörte, gegen ihn vor. Den Prozess gegen seinen Arbeitgeber gewann er, aus der CSU ist er dann selbst ausgetreten.

Sein letzter großer Kampf gebührte der Generation seiner Eltern. Obwohl zum Beispiel der jüdische Flüchtling Leopold Schwarzschild (und nicht nur er) feststellte, „dass ein gewaltiger Unterschied zwischen den Nazis und der großen Mehrheit des deutschen Volkes besteht“, wird immer wieder das Gegenteil behauptet. Zum Beispiel in einer Publikation, herausgegeben von der Bundeszentrale für Politischer Bildung. Der langwierige Kampf endete schließlich damit, dass der Vertrieb dieser Publikation eingestellt wurde und der Präsident dieser Behörde vom Bundesverfassungsgericht angewiesen wurde, sich wegen eines gegen Löw gerichteten „Brandbriefes“ zu entschuldigen.

Wer sich nicht der „Political Correctness“ unterwerfen und sich ein unabhängiges Bild verschaffen möchte, dem sei Löws Autobiographie wärmstens empfohlen.

Konrad Löw, „Lasst und trotzdem weiterkämpfen“, 302 Seiten, Gerhard-Hess-Verlag, 2015, 18 €

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>>> Eine gekürzte Fassung dieses Beitrags veröffentlichte das Pur-Magazin (www.pur-magazin.de)  in seiner Ausgabe 2021-10: