MEXIKO: Pater Marcelo Pérez bedroht
Quelle: Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter, www.acat-deutschland.de
Am 21. Juni 2022 wurde ein Haftbefehl gegen den indigenen Pater Marcelo Pérez ausgestellt. Er wird von der Justiz zu Unrecht beschuldigt, am Verschwinden von 21 Personen beteiligt zu sein, obwohl es keine Beweise dafür gibt. Auch wenn der Haftbefehl noch nicht vollstreckt worden ist, bleibt er in großer Gefahr.
Pater Marcelo Pérez, ein katholischer Gemeindepriester in der Diözese San Cristóbal de Las Casas, engagiert sich seit langem für die Menschenrechte im Bundesstaat Chiapas. Als Mitglied der Maya-Gemeinde Tsotsil versucht er, einen Dialog für Frieden und Versöhnung zu bewirken. Es herrschen dort Gewalt und Korruption seitens der Behörden und krimineller Gruppen. Die Zivilbevölkerung gerät dabei zwischen die Fronten.
Pater Marcelo Pérez wurde 2021 als Vermittler in der Gemeinde Pantelho tätig. Nach der Ermordung des indigenen Menschenrechtsverteidigers Simón Pedro Pérez López beschlossen die Gemeinden, sich in Selbstverteidigungsgruppen zu organisieren, um der immer noch straflosen Gewalt ein Ende zu setzen. Im Zuge von Operationen dieser Gruppen verschwanden 21 Personen, die des organisierten Verbrechens beschuldigt wurden. Die Angehörigen der Vermissten baten Pater Marcelo zu vermitteln, um deren Verbleib aufzuklären.
Einige lokale Behörden warfen Pater Marcelo jedoch vor, der Anführer dieser Selbstverteidigungsgruppen und in das Verschwinden involviert zu sein. Die durchgeführten Ermittlungen konnten dies allerdings nicht bestätigen. Die Untersuchung seines Telefons bewies, dass Pater Marcelo Pérez am Tag der Taten nicht vor Ort war. Andere Personen, gegen die ebenfalls Anzeige erstattet wurde, befinden sich bereits in Haft. Es besteht daher Anlass zur Sorge um Pater Marcelo. Nach Einschätzung der ACAT-Frankreich stellt der Haftbefehl einen Versuch dar, den Pater an seiner Menschenrechtsarbeit zu hindern.
In Chiapas sind zahlreiche bewaffnete Akteure aktiv: Militärs und Paramilitärs und zunehmend auch Banden aus dem organisierten Verbrechen. Die Gewalt trifft in erster Linie die indigenen Gemeinden (ca. 28% der Bevölkerung), die einem Machtkampf um die Kontrolle ihrer Region ausgesetzt sind.
Die Situation in der Gemeinde Pantelho ist in dieser Hinsicht exemplarisch: Die Präsenz einer organisierten kriminellen Gruppe, die unter dem Namen Los Herrera bekannt ist, ist gut dokumentiert. Pater Marcelo hat zu den Verbrechen dieser Gruppe an der lokalen Bevölkerung recherchiert. Es soll Verbindungen zu lokalen Behörden geben. Nach der Entführung der 21 Personen besuchte Pater Marcelo das Gebiet im Juli 2021 und ermutigte alle Beteiligten zum Dialog. Er rief zugleich dazu auf, die Wahrheit über alle gewalttätigen Vorfälle in der Gemeinde zu ermitteln und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Anstatt umfassende Untersuchungen der Verbrechen vorzunehmen, beschuldigen die Behörden anerkannte, friedliche lokale Persönlichkeiten wie Pater Marcelo der Mittäterschaft.
>>> Bitte helfen Sie mit, die Rücknahme des Haftbefehls sowie die Beendigung des Strafverfahrens gegen Pater Marcelo Pérez und dessen persönlichen Schutz zu erreichen, indem Sie das nachfolgende Schreiben an den Leiter des Referats für die Verteidigung der Menschenrechte im Innenministerium von Mexiko sowie an die weiteren genannten Adressen schicken.
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Lic. Enrique Irazoque Palazuelos
Unidad de Derechos Humanos (UDDH)
Ministerio del Interior (SEGOB)
Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
Klingelhöferstraße 3
D-10785 Berlin
Fax: 030-269323700
E-Mail: mexale@sre.gob.mx
Sehr geehrter Herr Direktor,
in großer Sorge um die Sicherheit von Pater Marcelo Pérez im Bundestaat Chiapas wende ich mich an Sie. Der Priester in der Diözese San Cristóbal de Las Casas engagiert sich für Opfer von Menschenrechtsverletzungen, für die Achtung der Rechte indigener Völker und gegen das organisierte Verbrechen.
Am 21. Juni 2022 wurde ein Haftbefehl gegen Pater Marcelo Pérez ausgestellt. Er wird von der Justiz zu Unrecht beschuldigt, am Verschwinden von 21 Personen beteiligt zu sein, obwohl es keine Beweise dafür gibt. Auch wenn der Haftbefehl noch nicht vollstreckt worden ist, bleibt er in großer Gefahr.
Sein Engagement im Konflikt in der Gemeinde Pantelho war lediglich das eines engagierten Vermittlers, um den Kreislauf der Gewalt zu beenden. Der gewaltlose Einsatz für die Versöhnung und für die Überwindung der Gewalt darf nicht kriminalisiert werden.
Daher appelliere ich an Sie, Ihren Einfluss geltend zu machen, dass:
> eine Rücknahme des gegen Pater Marcelo ausgestellten Haftbefehls erfolgt;
> die willkürliche Strafverfolgung gegen ihn eingestellt wird;
> in Absprache mit dem Priester und Menschenrechtsverteidiger Schutzmaßnahmen veranlasst werden, um seine Sicherheit und körperliche Unversehrtheit zu gewährleisten.
Freundliche Grüße
KOPIEN:
>>> Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, D-10117 Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de
>>> Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Luise Amtsberg, E-Mail: menschenrechtsbeauftragte@auswaertiges-amt.de
>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Platz der Republik 1, D-11011 Berlin, Fax: 030-227-36051, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de