ARBEITSKREIS MENSCHENRECHTE (AKM)
◆ Working Group for Human Rights ◆

TÜRKEI: Den Christen am "Berg der Knechte Gottes" (Tur Abdin) helfen

Worum es geht

Im Südosten der Türkei liegt der Gebirgszug mit dem Namen „Tur Abdin“, was übersetzt „Berg der Knechte (Gottes)“ bedeutet. Die Bewohner des Tur Abdin sollen bereits im 1. Jahrhundert von den Aposteln Thomas und Thaddäus zum Christentum bekehrt worden sein.

Vom 4. bis 7. Jahrhundert bildete der Tur Abdin die Grenze zwischen Byzanz und dem Reich der Sassaniden. Während die Eroberung durch die Araber nach 640 zunächst das Ende der Verfolgung durch die byzantinischen Reichskirche bedeutete, verschlechterte sich die Lage der Christen nach dem Sieg der Seldschuken in der Schlacht von Manzikert 1071. Der Tur Abdin wurde von Timur Lenk um 1400 massiv geplündert und Siedlungen zerstört.

Besonders im 19. und 20. Jahrhundert kam es zu Massakern an Aramäern, durch die osmanische/türkische Armee und kurdische Banden, verstärkt im Jahr des Schwertes 1915, als viele aramäische Dörfer durch Vertreibung und Ermordung der Bewohner entvölkert wurden.

Während der letzten Jahrzehnte fand ein Exodus der Christen nach Syrien, Libanon, Irak, Nordamerika, Europa und Australien statt. Heute leben in Tur Abdin noch etwa 3000 syrisch-orthodoxe, also aramäische Christen.

Die Aramäer im Tur Abdin sprechen einen nord-westlichen aramäischen Dialekt, der Turoyo (Bergsprache) genannt wird. Die Aramäer bewahrten ihre Sprache. Die Eigenbezeichnung der heutigen Aramäer, "Syrer" (Syroi, Suryoye, Suryaye), stammt aus der Zeit des Hellenismus.

Kirchen

Zu den ältesten noch heute bestehenden Klöstern gehört Mor Gabriel (Qartmin), eine Gründung aus dem 4. Jahrhundert, sowie das Ananiaskloster („Dayr Za'faran“) mit einer Kirche aus dem 6. Jahrhundert, das für Jahrhunderte auch Sitz des Patriarchen bzw. Gegenpatriarchen der Jakobiten war. Beide Klöster sind bis heute Bischofssitze der Syrisch-orthodoxen Kirche. Auch bedeutend ist das heute noch bewohnte St. Jakob Kloster in Salah, dass von 1364-1839 Sitz des Gegenpatriarchen im Turabdin war.

Der Bischofssitz der ersten Diözese vom Tur Abdin war Hah, damals die Metropole vom Tur Abdin und Königsstadt. 


Im Kloster Mor Gabriel residiert Mor Timotheos Samuel Aktas, der Metropolitder Syrisch-Orthodoxen Diözese von Tur Abdin und im Ananiaskloster (Dayr Za'faran) residiert Mor Philuxinus Saliba Özmen, der Metropolit von Mardin. Weitere noch genutzte Klöster sind Mor Malke, Mor Yakob in Salah, Mutter-Gottes in Hah und Mor Hananyo.

Trotz aller Massaker und Zerstörungen blieben einige wertvolle Handschriften erhalten, die sich zum Teil in west- und mitteleuropäischen Bibliotheken befinden. Die Initiative Christlicher Orient (ICO)bemüht sich um die Erhaltung der letzten christlichen Dörfer und Klöster in der heutigen Türkei.

Die Lage der Christen im Tur Abdin und für das Kloster Mor Gabriel ist nicht einfach: Das Kloster ist soziales und religiöses Zentrum der Erzdiözese Tur Abdin und Wallfahrtsort. Mit der Weihe des Abtes Mor Timotheos Samuel Aktas zum Erzbischof wurde es 1995 faktischer Bischofssitz des Tur Abdin (anstelle von Midyat). Im Jahre 2007 lebten neben dem Bischof drei Mönche, ungefähr 15 Nonnen, 40 Schüler sowie drei Familien der Lehrkräfte und der das Kloster bewirtschaftenden Arbeiter innerhalb der Klostermauern.

Im Jahre 1997 wurde vom Gouverneur der Provinz Mardin ein Verbot gegen die Klöster Mor Gabriel und Zafaranerlassen, ausländische Gäste zu beherbergen und Sprachunterricht in Aramäisch sowie Religionsunterricht zu erteilen. Internationale Proteste haben mittlerweile bewirkt, dass das Beherbergungsverbot wieder aufgehoben ist. Muttersprachlicher Unterricht in Aramäisch ist aber weiterhin untersagt.

Mal ist das Kloster von Enteignungen bedroht, dann wieder werden Güter vom Staat zurückgegeben - aber nicht vollständig. Allein öffentlicher Druck vermag der kleinen christlichen Minderheit einen gewissen Schutz zu gewähren.


Initiative Christlicher Orient (ICO)

Die in Österreich ansässige „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) unterstützt die syrischen Christen finanziell und durch zahlreiche Veröffentlichungen, so u.a. durch die Zeitschrift „Information Christlicher Orient“, die vierteljährlich erscheint. Weitere Informationen hierzu gibt’s im Internet unter: www.christlicher-orient.at 

Unser AKM unterstützt die ICO seit Jahren mit kleineren Beträgen. Diese sind bitter nötig, um historische Bauwerke zu erhalten oder wiederaufzubauen und um Kleinigkeiten in den christlichen Dörfern finanziell zu ermöglichen. Auch werden Initiativen zur Rückkehr ausgewanderter Familien in den Tur Abdin gefördert.

 

>>> Wir bitten Sie um Ihre Unterstützung dieser wertvollen Arbeit und erbitten hierzu Ihre Spende auf unser Spendenkonto

Thomas Müller / AKM, GLS-Bank eG, Bochum, DE70 4306 0967 8034 0768 41 Verwendungszweck: Tur Abdin.