ARBEITSKREIS MENSCHENRECHTE (AKM)
◆ Working Group for Human Rights ◆

NICARAGUA: Caritas-Mitarbeiterin „verschwunden“

Quellen: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), www.religionsfreiheit-igfm.info; Evangelische Nachrichtenagentur IDEA, www.idea.de

Zur Gefangenen des Monats Juli 2025 haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA die katholische Christin Lesbia del Socorro Gutiérrez Poveda (kurz Lesbia Gutiérrez) aus Nicaragua benannt.

Die 59-jährige Caritas-Mitarbeiterin wurde am 10. August 2024 von Sicherheitskräften zur „Befragung“ abgeführt. Sie war bei der Caritas der Diözese Matagalpa für die Förderung von Kleinproduzenten verantwortlich. Der zuständige Bischof ist Rolando Álvarez Lagos, der im August 2022 festgenommen, später zu 26 Jahren Haft verurteilt und schließlich im Januar 2024 in den Vatikan abgeschoben wurde.
Zunächst fragten zwei Polizisten in Zivil gegen zehn Uhr morgens beim Bauernhof „La Guadalupana“ in der Nähe von Matagalpa nach Gutiérrez, verbunden mit der Bitte um Auskunft über das Projekt, das sie bei der Caritas verwaltet. Schließlich kamen noch weitere Beamte, darunter Bewaffnete in Uniform zu Gutiérrez und forderten sie auf, nach Managua zur Befragung mitzukommen, ohne einen Haftbefehl vorzuzeigen. Seither haben ihre Angehörigen keine offizielle Auskunft über den Verbleib der engagierten Christin von Behörden der sandinistischen Diktatur erhalten. Die Familie wurde jedoch gebeten, monatlich Lebensmittelpakete für sie an das Frauengefängnis „La Esperanza“ zu senden.

Seit den Massenprotesten gegen die sozialistische Diktatur von Präsident Daniel Ortega und seiner Vizepräsidentin und Ehefrau Rosario Murillo im Jahr 2018 werden Kritiker massiv verfolgt, durch fingierte Vorwürfe, Inhaftierungen, Folter und Ausbürgerung. Der Verdacht, in Distanz zum Regime zu stehen, reicht dafür bereits aus. Tausende von Bürgerinitiativen, kirchliche Einrichtungen und Medien wurden für illegal erklärt.

>>> Bitte helfen Sie mit, Auskunft über den Verbleib von Lesbia Gutiérrez und deren Freilassung zu erreichen, indem Sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken. Da seit April 2024 die Botschaft Nicaraguas in Berlin geschlossen ist, erfolgt die Kommunikation mit der diplomatischen Vertretung in Wien.


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Präsident Daniel Ortega
c/o Botschaft der Republik Nicaragua
Prinz-Eugen-Str. 18, Stiege 1, Top 34
A-1010 Wien/Österreich

E-Mail: embanicviena.consular@gmail.com



Sehr geehrter Herr Präsident,

bitte erlauben Sie mir, dass ich mich in Sorge um die katholische Christin Lesbia
del Socorro Gutiérrez Poveda
an Sie wende.

Die 59-Jährige arbeitete bis zu ihrer Festnahme für die Caritas der Diözese Matagalpa. In ihren Verantwortungsbereich fiel insbesondere die Förderung von Kleinproduzenten.
Am 10. August 2024 suchten sie Sicherheitskräfte beim Bauernhof „La Guadalupana“ in der Nähe von Matagalpa auf, um sich über diese Tätigkeit bei ihr zu informieren.

Obwohl Gutiérrez laut Zeugenaussagen bereitwillig und ruhig antwortete, kamen weitere Beamte zur Verstärkung hinzu und sie wurde zur Befragung in Managua abgeführt. Ein Haftbefehl wurde dazu nicht vorgelegt.

Seither haben ihre Angehörigen keine offizielle Auskunft über den Verbleib von Lesbia Gutiérrez‘ erhalten. Die Familie wurde jedoch gebeten, monatlich Lebensmittelpakete für sie an das Frauengefängnis „La Esperanza“ zu senden.

Bitte veranlassen Sie eine offizielle Auskunft über den Aufenthaltsort und den Gesundheitszustand Lesbia Gutiérrez‘. Ich bitte ferner um ihre sofortige Freilassung.

Hochachtungsvoll



KOPIEN:

>>> Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, D-10117 Berlin, E-Mail: buergerservice@diplo.de

>>> Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Dr. Lars Castellucci, E-Mail: menschenrechtsbeauftragter@diplo.de

>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Platz der Republik 1, D-11011 Berlin, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de