Quelle: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., www.gfbv.de
Brasiliens indigene Völker haben Angst um ihr Land und damit um ihr Überleben. Sie sind so unmittelbar bedroht wie lange nicht mehr. Geltendes Recht soll sie schützen. Doch Staatspräsident Jair Bolsonaro will Großgrundbesitzern, Bergbau-Industrie und Holzmafia den Zugriff auf indigenes Land erleichtern. Das wäre für viele indigene Gemeinschaften der Untergang.
Ihre Forderung „DEMARCACAO JÁ“ – „DEMARKIEREN JETZT“ ist überlebenswichtig: Die Grenzen ihres traditionellen Landes müssen abgesteckt und ihre Gebiete geschützt werden. Das haben die rund 4.500 Indigenen, die sich Ende April 2019 in Brasilia versammelt hatten, auch eindrucksvoll gefordert. „Wir wollen nur das Recht, so weiterzuleben, wie wir immer gelebt haben“, betonte die indigene Menschenrechtlerin Sônia Guajajara (im Photo rechts). Diese Forderung ist selbstverständlich. Doch die Gegner der Indigenen sind übermächtig und rücksichtslos.
„Wir kämpfen um unser Leben, nicht nur um unsere in der Verfassung zugesicherten Rechte“, sagt Sônia Guajajara. Ihre Organisation APIB vertritt mehr als 300 indigene Völker. Täglich erreichen neue schlechte Nachrichten ihr Büro. Seit Bolsonaros Amtsantritt im Januar 2019 gibt es immer mehr Übergriffe auf Indigene. Er hat schon im Wahlkampf verkündet, unter ihm werde kein Stückchen Land an Indigene übertragen. Das hat Großgrundbesitzer, Bergbau, Holz- und Drogenmafia ermutigt, noch brutaler vorzugehen.
Die Indigenen sind entschlossen, ihre Rechte zu verteidigen. So reichten sie beim Obersten Gerichtshof gegen Bolsonaros Entscheidung Beschwerde ein, künftig das Land- wirtschafts- ministerium über die Anerkennung von indigenem Land entscheiden zu lassen. Dieses Ministerium steht der Agrarindustrie nahe und wird Indigenen kein Land übertragen, das für Plantagen genutzt werden kann. Der Oberste Gerichtshof wies die Eingabe der Indigenen zurück. Doch aufgeben werden sie deshalb nicht. Nur wenige Stunden nach dem Richterspruch formten sie in der tiefschwarzen Nacht vor dem Gerichtsgebäude mit tausenden Fackeln ihr Leitmotto: Gerechtigkeit!
Vor 30 Jahren hatte sich Brasilien ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: 1.200 indigene Gebiete sollten demarkiert und gesichert werden. Nur bei 486 ist das auch gelungen. Bei 530 Gebieten hat das Verfahren noch gar nicht begonnen. Deutschland hat die Demarkierung mit einem zweistelligen Millionenbetrag gefördert. So konnten 178 Schutzgebiete offiziell anerkannt werden. Dort blieb deutlich mehr Wald erhalten als in benachbarten Regionen. Jetzt müssen wir uns dafür einsetzen, dass diese sinnvollen Projekte deutscher Entwicklungszusammenarbeit nicht mit einem Federstrich zerstört werden. Denn Bolsonaro hat der Demarkierung den Kampf angesagt, weil sie den Ausbau der industriellen Landwirtschaft behindert. Es wird geschätzt, dass damals rund 500.000 Goldsucher in die Amazonas-Region einfielen.
>>> Bitte helfen Sie mit, das Leben der indigenen Völker zu sichern, indem Sie den nachfolgenden Appell kurzfristig an den deutschen Außenminister Heiko Mass senden.
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Herrn Außenminister Heiko Maas Auswärtiges Amt 11013 Berlin
Deutschland hat indigenen Gemeinschaften in Brasilien sehr geholfen. Danke einer großzügigen Unterstützung in zweistelliger Millionenhöhe konnten für sie vor einigen Jahren 178 Schutzgebiete geschaffen werden. Das hat entscheidend zum Überleben der dort ansässigen Indigenen und somit zum Erhalt der kulturellen Vielfalt beigetragen.
Doch jetzt sind diese Schutzgebiet in großer Gefahr: Präsident Jair Bolsonaro stelle sie infrage. Er will Großgrundbesitzern, Bergbau, Energiegewinnung und rigoroser Rohstoffnutzung Vorrang geben. Zudem hat er erklärt, dass Indigenen auch kein Land mehr zugesprochen werden soll.
Bitte lassen Sie es nicht tatenlos zu, dass die mit deutscher Hilfe entstandenen Schutzgebiete zerstört werden. Weder dort noch anderswo in Brasilien dürfen die Indigenen ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Bitte setznen Sie sich bei der Regierung Bolsonaro entschlossen dafür ein, dass sie ihren Verfassungsauftrag wahrnimmt, die Landrecht der etwa 300 indigenen Völker zu garantieren.