Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte / IGFM (www.igfm.de) plant die
Veröffentlichung eines Appells an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags, in
dem es darum geht, die Angriffe gegen das Kloster Mor Gabriel abzuwehren und
diesem Rechtssicherheit zu verschaffen.
Die IGFM bittet um
Unterstützung dieses Appells durch Unterzeichnung und - wenn möglich - auch
durch finanzielle Unterstützung.
Wir weisen auf diese
Aktion empfehlend hin.
Wer diesen Appell unterstützen möchte, möge ihn bitte
ausdrucken, unterzeichnen und an die IGFM in Frankfurt (Main) zurückschicken.
Der Appell hat folgenden Wortlaut:
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An die Mitglieder des Deutschen Bundestages Platz der Republik 1
10557 Berlin
Sehr geehrte
Abgeordnete,
in
zwei Prozessen am 25. Januar 2011
und am 20. Februar 2011 haben hohe
türkische Gerichte entschieden, dass das Kloster
Mor Gabriel große Teile seines Besitzes an das türkische staatliche Schatz-
bzw. Forstamt abzutreten haben. Ein weiterer
Prozess war für den 4. Mai 2011
anberaumt worden.
Das im Jahre 397 n Chr erbaute Kloster Mor Gabriel
gehört zu den ältesten Stätten des christlichen Glaubens in der Türkei. Es ist die letzte geistliche Zufluchtsstätte
der Christen in Südostanatolien. Dieses
Kloster ist der lebendige Beweis der Existenz des Christentums in der Türkei
weit vor dem Anfang des Islam als Religion im Jahre 622 n Chr. Vor 100 Jahren lebten ca. 950.000 assyrische
Christen im Tur Abdin und in dem Hakari-Gebiet, 1960 zählte man noch 350.000
Christen im Tur Abdin, 1974 waren es noch 250.000 und bis 1990 ging die Zahl
auf nur noch 15.000 Christen zurück. Die
immer kleiner werdende Zahl der wenigen verbliebenen Christen lebt mit der Angst
und unter schwierigen Umständen. Die nun
eingeleiteten Prozesse von Nachbargemeinden und Privatpersonen basieren teils
auf dem absurden Vorwurf, vor dem Bau des Klosters habe auf dem Gelände eine
Moschee gestanden und daher habe das Kloster die angeblich geraubten Güter
zurückzugeben.
Die bisher getroffenen Entscheidungen gehen weit
über eine juristische Auseinandersetzung um Ländereien zwischen beliebigen
Streitpartnern hinaus, sie greifen die Grundfesten der Toleranz des türkischen
Staates gegenüber religiösen und ethnischen Minderheiten an und lassen Achtung
und den Willen zur Verständigung mit anderen Kulturkreisen vermissen.
Am 30.
März 2011 hat der türkische
Ministerpräsident Recep Tayip Erdogan den Patriarchen der Syrisch-Orthodoxen
Kirche von Antiochien, Mor Ignatius Zakai Iwaz, der von Bischöfen aus Syrien
und der Türkei und dem Rechtsanwalt des Klosters Mor Gabriel begleitet wurde,
empfangen. Erdogan machte den
Kirchenmännern deutlich, dass sie den Abschluss der Prozesse abwarten
müssten. Je nachdem wie sie ausgingen,
könne man dann auf das Kloster zugehen und die strittigen Ländereien an das
Kloster vermieten.
Am 31.
März 2011 empfing der türkische
Präsident Gül die christliche Delegation.
Auch hier der formale Hinweis auf die laufenden Gerichtsverfahren. Die Einladung der Präsidenten Erdogan und Gül
an die Bischöfe war nach unserer Ansicht nichts anderes als herablassende
Basta-Politik, die sich nicht an die Bischöfe richtete, sondern die dem Ausland
signalisieren sollte: Seht her, wir sind zu Gesprächen bereit auf der Basis,
dass man die Türkei als Rechtsstaat anerkennen und achten möge. Das Angebot, dann dem Kloster die früheren
eigenen Ländereien zu vermieten, ist jedoch eine weitere Form der
Enteignungspolitik gegenüber der christlichen Minderheit. Wenn es die europäischen Politiker hinnehmen,
dass Verfahren angestrengt werden, um letztendlich nur zu einem Vergleich zu
kommen, dessen Ergebnis allein die Christen auf ihrem Rücken auszutragen haben,
dann ist das ein Muster für weitere Prozesse, mit dem das Ende des Christentum
nicht nur im Tur Abdin besiegelt wird.
Mit den Enteignungen vom Januar und Februar und
den nächsten noch anstehenden Prozessen im Mai ist zu befürchten, dass auch den
letzten in ihrer angestammten Heimat heute noch verbliebenen 2.500 bis 3.000
Christen das als geistliches Zentrum dienende Kloster weggenommen und zu einem
touristischen Ausstellungsobjekt umfunktioniert wird. Das hätte die vollständige Zerstörung einer
ethnischen und religiösen, nämlich christlichen Minderheit, zur Folge. Und das unter den Augen der Politiker
Europas, die gleichzeitig der Türkei den Weg nach Europa ebnen und der türkischen
Regierung Mitspracherecht in Deutschland einräumen.
Abzuwarten, wie Berufungsgerichte in Ankara
entscheiden, wäre nicht nur unterlassene Hilfeleistung für die christliche
Minderheit der syrisch-orthodoxen Christen und ihr geistliches Zentrum im Tur
Abdin, sondern Akzeptanz des Verschwindens einer nicht-muslimischen Minderheit
in der Türkei.
Sehr
geehrte Abgeordnete, bitte
mischen Sie sich ein! Erheben Sie Ihre
Stimme offen und deutlich, damit es nicht nur Ministerpräsident Erdogan und
Präsident Gül hören, sondern auch die letzten Christen in der Türkei und alle
besorgten Bürger Europas. Das türkische
Schatz- und das Forstamt müssen auf die Vereinnahmung der Ländereien des
Klosters verzichten. Stellen Sie finanzielle
Mittel zur Unterstützung der Christen für weitere Prozesse und andere gegen sie
gerichtete Maßnahmen bereit. Auch das
Auswärtige Amt und die hinter ihm stehenden Parteien sollten aktiv werden. Die türkische Regierung muss den Christen
gleiche Rechte wie anderen Bürgern gewähren und Hab und Gut der Christen achten
oder 'Tür zu‘ für weitere
Beitrittsverhandlungen!
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>>> Den Appelltext können Sie sich hier
herunterladen (PDF-Datei):