Am Anfang stand eine Exekution: Zehn Männer und Jungen der muslimischen Minderheit der Rohingya wurden am 2. September 2017 von Angehörigen der myan- marischen Armee hingerichtet. Dies geschah, wie die ARD-Tagesschau berichtet, im Rahmen einer staatlich initiierten Anti-Terror-Aktion, die 700.000 Angehörige der Rohingya aus Myanmar ins Nachbarland Bangladesch vertrieb. „Tausende kamen dabei ums Leben, Dörfer wurden niedergebrannt, Frauen vergewaltigt. Die Vereinten Nationen sprechen von ‚ethnischer Säuberung‘ und ,Völkermord‘“, schreibt die Tagesschau weiter.
Während die Bericht- erstattung für uns im weit entfernten Deutschland aber gefahrlos möglich ist, sind kritisch recher- chierende Journalisten vor Ort nicht gern gesehen. Dies bekamen Wa Lone und Kyaw Soe Oo, die beide für die internationale Nachrichten- agentur Reuters arbeiten, jetzt bitter zu spüren. Sie hatten den Fall der getöteten Männer und Jungen recherchiert und öffentlich gemacht.
Ein Richter des Bezirks- gerichts Nord in Rangun hat die Journalisten deshalb Anfang September 2018 wegen des „Verrats von Staats- geheimnissen“ zu jeweils sieben Jahren Haft verurteilt. Das harte Urteil kam unerwartet – besonders die Familien der beiden jungen Männer, die beide kleine Kinder haben, sind schockiert. „Heute morgen haben wir noch ganz sicher mit einem Freispruch gerechnet“, sagt der Bruder von Wa Lone gegenüber der Tagesschau. „Die beiden haben doch bloß ihren Job gemacht.“
Auch international wird das Urteil kritisch kommentiert. Das Auswärtige Amt hat diese Haftstrafen als Rückschlag für die Pressefreiheit bezeichnet. Ein Sprecher erklärte in Berlin, die Bundesregierung habe die Urteile mit Bestürzung zur Kenntnis genommen. Die Vereinten Nationen und die Europäische Union forderten die umgehende Freilassung.
>>> Bitte helfen Sie mit, die Freilassung der beiden Journalisten zu erreichen, indem Sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken.
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State Counsellor Aung San Suu Kyi ℅: Botschaft der Republik der Union Myanmar Thielallee 19 D-14195 Berlin
Fax: 030–20 61 57 20 E-Mail: info@meberlin.com
Exzellenz,
mit großer Sorge habe ich Medienberichten entnommen, dass die Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo im September 2018 von einem Richter des Bezirksgerichts Nord in Rangun zu je sieben Jahren Haft verurteilt wurden. Sie haben öffentlich über ein Massaker an Angehörigen der Volksgruppe der Rohingya berichtet. Dabei haben sie lediglich ihr Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch genommen.
Ich bitte Sie, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, damit die beiden Journalisten freigelassen und das Urteil gegen sie revidiert wird. Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass Presse- und Meinungsfreiheit in Myanmar garantiert werden.
>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Vorsitzende: Frau Gyde Jensen, Fax: 030-227-36051, E-Mail: gyde.jensen@bundestag.de