Weltoffen und gast- freundlich, so will der russische Präsident Wladimir Putin sein Land während der Fußball- weltmeister- schaft präsentieren. Doch dieses Bild hat mit der Realität wenig zu tun. Die Regierung schränkt grundlegende Freiheitsrechte massiv ein. Wer sich in Russland für die Menschenrechte einsetzt, wird bedroht oder eingeschüchtert. Unabhängige Nichtregierungsorganisationen werden als "Agenten" denunziert. Auch Memorial, eine der wichtigsten Menschenrechtsorganisationen des Landes, steht im Visier der Behörden. Oyub Titiev, der Leiter des Memorial-Büros im tschetschenischen Grosny, sitzt wegen haltloser Vorwürfe in Untersuchungshaft – und das bereits seit Januar 2018.
Oyub Titiev sieht bei Unrecht nicht weg: Mit seinem Team deckt er seit Jahren Menschen- rechtsver- letzungen in der Republik Tsche- tschenien im Westen Russlands auf. Er hat mit Überlebenden von Folter und Gewalt gesprochen, Rechtsberatung angeboten und Berichte über Menschenrechtsverletzungen geschrieben. Der Regierung war das ein Dorn im Auge. Wegen seiner Arbeit wurde der 60-jährige Menschrechtsverteidiger immer wieder bedroht. Selbst vor Titievs Familie machen die Behörden nicht Halt: Sie wurde von der Polizei derart schikaniert, dass sie Tschetschenien verlassen musste. Seine Kolleginnen und Kollegen erhalten Morddrohungen, ihre Büros werden angegriffen und verwüstet.
Trotz allem bringen Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler im Land weiter das Unrecht ans Tageslicht. Sie setzen sich trotz wachsendem Druck für die Wahrung der Menschenrechte, für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit ein. Die Fußball-WM ist ein wichtiger Moment, um ihnen zu zeigen, dass wir an ihrer Seite stehen. Denn öffentliche Aufmerksamkeit ist ihr bester Schutz.