Am 21. Februar 2018 wurde der jemenitische Journalist Awad Kashmeem von Angehörigen einer Eliteeinheit der jemenitischen Armee in der Stadt Mukalla verhaftet. Der Haftbefehl soll vom Gouverneur der Provinz Hadramawt veranlasst worden sein.
Awad Kashmeem hatte für die Zeitung „Aden Al-Ghad“ gearbeitet, bevor er Herausgeber der Zeitung „30. November“ wurde. Er ist nach Angaben der renommierten Menschenrechtsorganisation Gulf Center for Human Rights – GCHR (Golf-Zentrum für Menschenrechte) seit langer Zeit Mitglied der Jemenitischen Union für Journalisten, deren Komitee für Meinungsfreiheit er leitet.
Der Journalist wurde auf seinem Weg zur Arbeit von Eliteeinheiten verhaftet und an einen unbekannten Ort gebracht. Es gibt Hinweise, dass Awad Kashmeem bei der Armee in Mukalla, der Hauptstadt von Hadramawt, festgehalten wird. Die jemenitischen Behörden haben dies allerdings zurückgewiesen.
Der Journalist ist bekannt für seine Kampagnen gegen Korruption von Staatsbediensteten und für seine starke Kritik an den Militäraktionen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) in Hadramawt. Alle Truppen in der Provinz stehen unter der Aufsicht der VAE, die das Gebiet kontrollieren.
In seinem letzten Beitrag bei Facebook kritisierte Awad Kashmeem die Militärpropaganda der VAE. Er verwies auf den Verlust an Menschenleben in der jemenitischen Bevölkerung, die Zerstörungen und äußerte sich kritisch gegenüber der jüngsten Militäraktion in der Provinzhauptstadt Mukalla.
Mukalla litt bis 2016 unter der Kontrolle durch das Terrornetzwerk Al-Qaida. Anschließend wurde die Stadt bei der Eroberung durch die VAE stark verwüstet und von deren Truppen besetzt.
Der Jemen ist für Journalisten eines der gefährlichsten Länder der Welt.
Als Kriegspartei, die u.a. die Provinz Hadhramawt kontrolliert, sind die VAE nach Einschätzung der Organisationen GCHR und Reporter ohne Grenzen direkt für das Schicksal des „Verschwundenen“ verantwortlich. Awad Kashmeem ist in großer Gefahr, gefoltert zu werden.
Wie Recherchen von Human Rights Watch und der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) ergaben, sind die VAE und mit ihnen verbündete Militäreinheiten im Jemen für zahlreiches „Verschwindenlassen“ und für die massive Anwendung von Folter in Geheimgefängnissen verantwortlich.
Die VAE haben 2015 an der Seite Saudi-Arabiens militärisch eingegriffen, um für den gewählten und international anerkannten Präsidenten Hadi die Herrschaft über das gesamte Staatsgebiet zurückzuerlangen und die Huthi-Regierung zu vertreiben. Zudem kämpft die Militärkoalition gegen sunnitische Terrororganisationen.
Der Jemen-Krieg gilt mit seinen Folgen als eine der derzeit größten humanitären Katastrophen. Durch den Stellvertreterkrieg sind mindestens zwei Drittel der Menschen auf Nahrungshilfe angewiesen. Aufgrund der unzureichenden Versorgung sind Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. Etwa eine Million EinwohnerInnen sind an Cholera erkrankt. Seit Jahren erhalten die VAE auch aus Deutschland Waffen und Militärtechnologie.
>>> Bitte helfen Sie mit, die Freilassung von Awad Kashmeem zu erreichen, indem Sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken.
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Seine Hoheit Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum Prime Minister and Minister of Defense of UAE ℅: Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate Hiroshimastraße 18 - 20 D-10785 Berlin
in großer Sorge um das Schicksal des jemenitischen Journalisten Herrn Awad Kashmeem wende ich mich an Sie.
Am 21. Februar 2018 wurde dieser von Angehörigen einer Eliteeinheit der jemenitischen Armee auf seinem Weg zur Arbeit in der Stadt Mukalla verhaftet und an einen unbekannten Ort gebracht. Der Haftbefehl soll durch den Gouverneur von Hadramawt veranlasst worden sein.
Einigen Hinweisen zufolge wird Awad Kashmeem bei der jemenitischen Armee in Mukalla festgehalten. Die jemenitischen Behörden haben diese Berichte allerdings zurückgewiesen.
Eure Hoheit, aufgrund der militärischen Kontrolle, die Ihr Land in der Republik Jemen ausübt, ersuche ich Sie, Ihren Einfluss geltend zu machen, dass:
> Herrn Awad Kashmeems körperliche und psychische Integrität geachtet wird und ihm uneingeschränkter Zugang zu Ärzten, Angehörigen und Anwälten gewährt wird; > Herr Awad Kashmeem und alle anderen inhaftierten Journalisten und Menschenrechtsverteidiger unverzüglich, bedingungslos und dauerhaft freigelassen werden und ihrer legitimen Arbeit ohne Repressalien nachgehen können; > die Praxis des „Verschwindenlassens“ und der willkürlichen Haft in allen von den Sicherheitskräften Ihres Landes oder von verbündeten Militäreinheiten kontrollierten Gebieten des Jemen beendet wird.
Hochachtungsvoll
KOPIEN:
>>> Auswärtiges Amt, Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: poststelle@auswaertiges-amt.de >>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Fax: 030-227-36051, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de