IRAN: Das Leben von Nasrin Sotoudeh retten!
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), www.igfm.de
Nasrin Sotoudeh wurde am 20. Oktober 2020 von Wärterinnen des Evin-Gefängnisses in Teheran aufgefordert, sich für den Transport in ein Krankenhaus vorzubereiten. Anschließend wurde sie in das südlich von Teheran gelegene Shar-e Rey-Gefängnis, auch Qarchak-Gefängnis genannt, verbracht. Die Haftbedingungen dort sind miserabel. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) verurteilt die bewusste Täuschung durch die iranischen Behörden. „Mit der Verlegung ins Qarchak-Gefängnis spielt die iranische Regierung mit dem Leben von Nasrin Sotoudeh“, kritisiert die IGFM. Knapp drei Wochen zuvor, am 1. Oktober 2020, erhielt die iranische Menschenrechtsverteidigerin den Alternativen Nobelpreis.
Der Gesundheitszustand der bekanntesten politischen Gefangenen des Iran, Nasrin Sotoudeh, verschlechtert sich dramatisch. So hat die Frauenrechtlerin momentan Herzprobleme sowie starke Schwierigkeiten beim Atmen. Außerdem stellte sich heraus, dass mindestens sechs der Wärterinnen, die Sotoudeh während des kürzlich beendeten Hungerstreiks im Krankenhaus bewachten, an COVID-19 erkrankten. Die IGFM fordert das iranische Regime daher erneut auf, Nasrin Sotoudeh umgehend medizinische Behandlung zu ermöglichen und die 57-Jährige freizulassen.
Über die miserablen Haftbedingungen im Qarchak-Gefängnis berichtete die politische Gefangene Golrokh Ebrahimi Iraee in einem Brief vom 7. September 2020. Laut ihr hätten Gefangene im Qarchak-Gefängnis keine Möglichkeit, sich selbst vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen. Hinzu kommt die schlechte Qualität der Gefängnisverpflegung, der Mangel an allgemeiner Grundausstattung, Probleme mit dem Abwassersystem, salzhaltiges Wasser und fehlende medizinische und sanitäre Einrichtungen. Kriminelle Häftlinge werden dort regelmäßig angestachelt, die politischen Gefangenen zu misshandeln.
Die Münchener Arbeitsgruppe der IGFM hatte am 08. Oktober 2020 auf das Schicksal der Menschenrechtlerin im Rahmen einer Mahnwache aufmerksam gemacht. Einen Bericht hierzu finden Sie hier: https://www.igfm.de/mahnwache-in-muenchen-fuer-nasrin-sotoudeh/
>>> Bitte helfen auch Sie mit, die Freilassung von Frau Nasrin Sotoudeh zu erreichen, indem sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken.
+ + + + + +
Seine Exzellenz
Präsident Hassan Rohani
c/o Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
D-14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de
Exzellenz,
ich wende mich mit diesem Schreiben an Sie, um meiner großen Besorgnis über die lebensbedrohlichen Haftbedingungen der iranischen Menschenrechtsverteidigerin Nasrin Sotoudeh Ausdruck zu verleihen und um Sie inständig zu bitten, sich für ihre sofortige Freilassung einzusetzen.
Die Anwältin kämpft seit über 20 Jahren für die Wahrung von Menschenrechten in Ihrem Land. Für ihr Engagement wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments, dem Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbundes sowie jüngst dem Alternativen Nobelpreis.
Wegen ihres unermüdlichen Einsatzes für Frauen, Kinder, Aktivistinnen und Aktivisten sowie Journalistinnen und Journalisten, wurde Nasrin Sotoudeh im Juni 2018 zum wiederholten Male inhaftiert und soll eine Strafe von 33 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verbüßen.
Um auf die grassierende Covid-19-Pandemie in den iranischen Gefängnissen sowie die nicht vorhandenen Schutzmaßnahmen der Inhaftierten aufmerksam zu machen und zugleich die Freilassung aller politischen Gefangenen zu fordern, war sie zuletzt für 46 Tage in den Hungerstreik getreten.
Aktuell ist sie schwer erkrankt und extrem gefährdet, sich mit Covid-19 zu infizieren. Jetzt soll ihr Leid und das ihrer Familie noch vergrößert werden: Am 20. Oktober 2020 wurde sie von Wärterinnen des berüchtigten Evin-Gefängnisses in Teheran aufgefordert, sich für den Transport in ein Krankenhaus vorzubereiten. Anschließend wurde sie jedoch nicht in ein Krankenhaus, sondern in das südlich von Teheran gelegene Shar-e Rey-Gefängnis, auch Qarchak-Gefängnis genannt, verbracht. Die Haftbedingungen dort sind noch schlechter als im Evin-Gefängnis und schlichtweg menschenunwürdig.
Die bewusste Täuschung durch die Behörden Ihres Landes zeigt meines Erachtens auf, dass Nasrin Sotoudeh seelisch gebrochen und bewusst der Gefahr einer tödlichen Erkrankung ausgesetzt werden soll.
Bitte veranlassen Sie die zuständigen Behörden, dass Nasrin Sotoudeh umgehend die notwendige medizinische Behandlung erhält und unverzüglich freigelassen wird.
Freundliche Grüße
KOPIEN:
>>> Auswärtiges Amt, Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de
>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Vorsitzende: Frau Gyde Jensen, Fax: 030-227-36051, E-Mail: gyde.jensen@bundestag.de