IRAN: Bahá’í für ihre Wahrhaftigkeit im Glauben bestraft
Quelle: Bahá’í-Gemeinde in Deutschland K.d.ö.R., https://aktuelles.bahai.de
Die deutsche Bahá'í-Gemeinde ist zutiefst besorgt über den Anstieg der Verfolgung der Bahá'í-Gemeinde durch die iranischen Behörden in jüngster Zeit, insbesondere über eine beunruhigende institutionelle Entscheidung, von der Bahá'í im ganzen Land betroffen sind.
Der neue iranische Personalausweis wird nur den Anhängern der in der Verfassung anerkannten Religionen - d.h. Islam, Christentum, Judentum oder Zoroastrismus - ausgestellt. Die Anhänger anderer Glaubensrichtungen, einschließlich der Bahá'í, sind dadurch gezwungen, entweder ihren Glauben zu verleugnen oder auf die grundlegendsten öffentlichen Dienstleistungen, wie z.B. die Beantragung eines Darlehens, die Einlösung eines Schecks oder den Kauf eines Grundstücks zu verzichten. Die Glaubensgrundsätze erfordern von Bahá'í wahrhaftig zu sein und ihre Religionszugehörigkeit nicht zu verleugnen. Mehrere Berichte bestätigen, dass Bahá'í dementsprechend bereits daran gehindert wurden, einen Personalausweis zu erhalten.
Darüber hinaus hat ein Gericht die Beschlagnahmung aller Besitztümer der Bahá'í im Dorf Ivel angeordnet, weil die Bahá'í "eine perverse Ideologie" und daher keine "Legitimität im Besitz" ihres Eigentums hätten. Diese empörende Entscheidung ignoriert die Tatsache, dass Bahá'í in der Gegend schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts ansässig sind und dort seit Generationen Eigentum besitzen.
Allein in den letzten drei Monaten wurden Dutzende Bahá'í verhaftet, und Dutzende weitere erhielten religiös motivierte Haftstrafen von insgesamt fast einhundert Jahren. Im Januar 2020 wurden einzelne Bahá'í zu mehr als zehn Jahren Gefängnis verurteilt; in einem weiteren Fall wurde die Beschlagnahme von Gold gefordert, das ein Bahá'í in seinem Geschäft verwendet hat.
"Die deutsche Bahá'í-Gemeinde ist alarmiert über die jüngste Verfolgungswelle gegen die Bahá'í-Gemeinde im Iran und fordert die internationale Gemeinschaft auf, diese Menschenrechtsverletzungen ins Rampenlicht zu rücken", sagt Jascha Noltenius, Sprecher der Bahá'í-Gemeinde in Deutschland.
"Entgegen der ständigen offiziellen Behauptungen innerhalb des Landes und bei den Vereinten Nationen, dass die Bahá'í Bürgerrechte haben, institutionalisieren die Behörden einen weiteren Mechanismus, der darauf abzielt, die Bahá'í-Gemeinde als lebensfähige Einheit zu zerstören; damit wird eine seit vier Jahrzehnten andauernde unerbittliche Verfolgungskampagne gegen die Bahá'í in praktisch allen Lebensbereichen - Kultur, Gesellschaft, Bildung und Wirtschaft - fortgesetzt. Dennoch bemühen sich die Bahá'í im Iran weiterhin, in Übereinstimmung mit den Bahá'í-Schriften zu leben, die Wahrhaftigkeit als "Grundlage aller menschlichen Tugenden" hochhalten. Wie kann es sein, dass die Bahá'í, die sich um ihren Personalausweis, um Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor oder um die Einschreibung an einer Universität bewerben, einzig für ihre Wahrhaftigkeit bestraft werden?", so Noltenius weiter.
In den vergangenen drei Monaten waren Bahá'í auch zahlreichen Hausdurchsuchungen, Angriffen auf Grundstücke, Beschlagnahmungen von Eigentum, Entlassungen aus dem Arbeitsleben und der fortgesetzten Verweigerung des Zugangs zu höherer Bildung ausgesetzt. In einem Fall wurde ein Haus eines Bahá'í vollständig zerstört. In einem anderen Fall wurde ein Arbeitgeber, der selbst nicht Bahá'í ist gezwungen, eine Liste seiner Bahá'í-Angestellten vorzulegen und sie dann aus dem Arbeitsverhältnis zu entlassen.
Darüber hinaus wurde die unerbittliche Fehlinformationskampagne über den Bahá'í-Glauben, die sich an die iranische Öffentlichkeit richtet, in den Nachrichten und sozialen Medien mit voller Intensität fortgesetzt. Tausende Artikel solcher Anti- Bahá'í-Propaganda wurden allein im Jahr 2019 in Umlauf gebracht. Ein kleiner Teil dieser Inhalte ist auf der Website zur Verfolgung der Bahá’í im Iran (https://iranbahaipersecution.bic.org) verfügbar.
>>> Bitte helfen Sie mit, die Verfolgung und Diskriminierung der iranischen Bahá’í zu beenden, indem Sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken.
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Seine Exzellenz
Präsident Hassan Rohani
c/o Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
D-14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de
Exzellenz,
Berichte über die anhaltende Diskriminierung und Verfolgung von Angehörigen der Bahá'í-Religion in Ihrem Lande veranlassen mich, Ihnen zu schreiben. Die neuen Bestimmungen zur Vergabe von Personalausweisen zwingen die Bürger Ihres Landes, sich einer der anerkannten Religionsgemeinschaften zuzuordnen, ansonsten können sie einen solchen Ausweis nicht bekommen. Angehörige der Bahá'í-Religion (und auch anderer Glaubensgemeinschaften) werden somit gezwungen, zu lügen. "Gott belohne die Wahrhaftigen für ihre Wahrhaftigkeit und bestrafe die Heuchler", heißt es im Koran (33:24), dem sich Ihr Land verpflichtet fühlt. Und außerdem: "Es soll kein Zwang sein im Glauben" (2:257).
Ich kann daher nicht verstehen, dass staatliche Stellen Bürger Ihres Landes dazu verleiten wollen, etwas Unwahres zu Protokoll zu geben.
Darüber hinaus hat sich die Islamische Republik Iran als Mitglied der Vereinten Nationen dazu verpflichtet, die Menschenrechte - so auch die Religionsfreiheit - zu achten.
Aus diesem Grunde bitte ich Sie, sich dafür einzusetzen, dass die Diskriminierung und Verfolgung von Bahá'í und Angehörigen anderer, staatlich nicht anerkannten Religionsgemeinschaften beendet wird.
Freundliche Grüße
KOPIEN:
>>> Auswärtiges Amt, Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de
>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Vorsitzende: Frau Gyde Jensen, Fax: 030-227-36051, E-Mail: gyde.jensen@bundestag.de