Quelle: Bundesverband der Aramäer in Deutschland e.V., www.bvdad.de
Nach den aktuellen Massenkonfiszierungen von jahrtausendealtem Aramäischen Kulturerbe durch den türkischen Staat und der Übertragung von Sakralbauten an die türkische Religionsbehörde (Diyanet) wehren sich die Aramäer im Südosten der Türkei mit allen Rechtsmitteln. Am 3. Juli 2017 fand ein mehrstündiges Gespräch mit dem Gouverneur Mardins statt.
Dazu erklärt der Vorsitzende des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland, Daniyel Demir: „Die Situation ist unverändert alarmierend. Die Absicht die Aramäische Gemeinschaft in erheblichem Maße enteignen zu wollen, hat sich durch dieses Gespräch erneut bestätigt. Zwar soll die Übertragung der Kirchen und Klöster an die türkische Religionsbehörde Diyanet in Ankara zur Revision vorgelegt werden. Im Ergebnis bleiben jedoch die Massenenteignungen aramäischen Grundbesitzes an das türkische Schatzamt und die einzelnen Landkreisverwaltungen Mardins bestehen, davon eingeschlossen sind neben Sakralbauten, Grabstätten, auch Flurstücke, Ackerflächen und Weinberge.
Zu den dutzenden konfiszierten Kirchen und Klöstern zählen unter anderem das mit 2 Mönchs- priestern und 2 Nonnen belebte Kloster Mor Malke aus dem 4. Jhd, die im 7 Jhd. gegründete Dorfkirche Mor Efrem & Mor Theodoros in Arkah (Ücköy) mit 2 Priestern und 50 aramäischen Familien, oder auch das wiederaufblühende Kloster Mor Jakob d-Qarno aus dem 12. Jhd, welches mit größter Mühe und Spenden aus aller Welt restauriert und wieder aufgebaut werden konnte und heute einen Mönchen sowie zwei weitere Klosterbewohner beherbergt.“
Bis heute sind die Aramäer in der Türkei als Minderheit nicht anerkannt und
können daher ihre Rechte, wie das elementare Menschen- recht auf
Religions- freiheit, nicht entsprechend ausüben. So ist der
Eigentumserwerb, Bau oder Erhalt von Kirchengebäuden mit massiven
Schwierigkeiten und Hindernissen verbunden, die Ausbildung des
Priesternachwuchses oder aber auch der offizielle Unterricht der
aramäischen Sprache, der Sprache Jesu, bis dato verboten. Die Lage der
aramäischen Minderheit ist von erheblicher Rechtsunsicherheit und
Willkür der örtlichen Behörden geprägt.
Die Aramäer sind ein semitisches Volk, das im Südosten der Türkei sowie in den Ländern des Nahen Ostens beheimatet ist. In Deutschland leben etwa 150.000 Aramäer, in der EU insgesamt bis zu 350.000. Die christlichen Aramäer sind hauptsächlich Angehörige der syrischen Kirchen, darunter syrisch-orthodox, syrisch-katholisch, syrisch-maronitisch, syrisch-chaldäisch, apostolische Kirche des Ostens und Weitere.
>>> Bitte helfen Sie mit, die Rückübertragung des konfiszierten Eigentums sowie die Achtung der Religionsfreiheit zu erreichen, indem Sie das nachfolgende Schreiben kurzfristig an die genannten Stellen schicken.
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S. E. den Herrn Botschafter der Republik Türkei Tiergartenstr. 19 - 21 D-10785 Berlin
ich wende mich an Sie aus Sorge um die Situation der aramäischen Minderheit in Ihrem Lande. Berichten zufolge hat eine Massenkonfiszierungen von jahrtausendealtem Aramäischen Kulturerbe durch den türkischen Staat stattgefunden, wobei Sakralbauten, Grabstätten, Flurstücke, Ackerflächen und Weinberge an die Religionsbehörde (Diyanet) übertragen wurden.
Es stellt sich für mich die Frage, mit welchem Recht dies erfolgte. Die Aramäer wie auch andere Minderheiten (z.B. Syrer und Armenier) lebten bereits im Gebiet der heutigen Türkischen Republik, bevor es dort überhaupt Türken gegeben hat. Insofern können diese Minderheiten sich auch nicht rechtswidrig jahrtausendealtes Kulturgut widerrechtlich angeeignet haben.
Ich bitte Sie daher, sich bei Ihrer Regierung dafür einzusetzen,
> dass die konfiszierten Güter wieder zurückübertragen werden; > dass die christlichen Minderheiten in Ihrem Lande rechtlich anerkannt werden und deren Recht auf freie Religionsausübung durch die Regierung geschützt wird.