ARBEITSKREIS MENSCHENRECHTE (AKM)
◆ Working Group for Human Rights ◆

IRAN: Gefolterten Sufi-Derwisch sofort freilassen!

Quelle: Amnesty International, www.amnesty.de

Behnam Mahjoubi, Angehöriger der religiösen Minderheit der Gonabadi-Derwische, des größten Sufi-Ordens im Iran, wird seit dem 20. Juni 2020 im Evin-Gefängnis festgehalten. Er ist ein gewaltloser politischer Gefangener, der nur wegen der friedlichen Wahrnehmung seiner Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit inhaftiert ist. Er leidet unter einer schweren Panikstörung, für deren Behandlung er täglich Medikamente einnehmen muss, die von einem Arzt außerhalb des Gefängnisses verschrieben werden. Der behandelnde Psychiater außerhalb des Gefängnisses hält ihn gut informierten Quellen zufolge für haftunfähig, und Ärzte der rechtsmedizinischen Organisation Legal Medicine Organization haben nach einer Untersuchung von Behnam Mahjoubi ebenfalls schriftlich bestätigt, dass er haftunfähig sei. 

oben: Evin-Gefängnis

Die Behörden weigern sich dennoch, ihn freizulassen. Laut gut unterrichteten Quellen foltern und misshandeln sie ihn stattdessen in anderer Weise, indem sie ihm zeitweise den Zugang zu seinen Medikamenten verweigern und ihn zu verschiedenen Gelegenheiten in ein psychiatrisches Krankenhaus bringen, in dem ihm gegen seinen Willen und ohne ihm zu sagen, was ihm verabreicht wird, chemische Substanzen injiziert werden. Im September 2020 drängte ihn der Gefängnisarzt Schlaftabletten zu nehmen, offenbar um damit seine Panikstörung zu kontrollieren. Nach der Einnahme bekam Behnam Mahjoubi Krampfanfälle und Teillähmungen. Seither hat sich sein Gesundheitszustand stark verschlechtert. Seine linke Körperhälfte ist zum Teil gelähmt, seine linke Hand zittert und ohne Hilfe kann er nicht gehen. Er ist schon mehrmals in den Hungerstreik getreten. Er protestiert damit gegen seine Inhaftierung und die Behandlung im Gefängnis, gegen die Verweigerung der fachärztlichen Versorgung außerhalb des Gefängnisses zur Behandlung seiner Krampfanfälle und Lähmungserscheinungen und gegen das wiederholte Vorenthalten seiner Medikamente.

Behnam Mahjoubi wurde im April 2018 im Zusammenhang mit den friedlichen Protesten der Gonabadi-Derwische in Teheran vom 19. Februar 2018 festgenommen. Die Sicherheitskräfte zerschlugen die Proteste mit Gewalt und nahmen Hunderte Menschen fest. Nach seiner Festnahme durch etwa 20 Sicherheitskräfte in Zivil wurde Behnam Mahjoubi eine Woche lang in Esfahan und weitere 22 Tage in Kerman festgehalten. In beiden Gefängnissen wurde er geschlagen; er saß in Einzelhaft, das Licht brannte rund um die Uhr und er wurde ohne einen Rechtsbeistand verhört. Die Verhörenden befragten ihn zu den Aktivitäten der Gonabadi-Derwische. Sie befahlen ihm, die Namen aller ihm bekannten Gonabadi-Derwische zu nennen und zwangen ihn, "Geständnisse" zu unterschreiben. Am 9. August 2019 sprach ihn die Abteilung 26 des Revolutionsgerichts in Teheran in einem unfairen Verfahren und unter Verwendung seiner erzwungenen "Geständnisse" der konstruierten Anklage "Versammlung und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit" schuldig und verurteilte ihn zu zwei Jahren Gefängnis und zu einem zweijährigen Verbot der Beteiligung an gesellschaftlichen und politischen Gruppen. Am 29. Mai 2018 kam er gegen Kaution frei. Am 20. Juni 2020 wurde er vorgeladen, um seine Haftstrafe anzutreten.

Die Gonabadi-Derwische sind eine religiöse Minderheit im Iran und Mitglied des größten Sufi-Ordens des Landes. Sie betrachten sich als schiitische Muslime. Sie beschreiben Sufismus weder als Religion noch als Sekte, sondern vielmehr als eine Lebensart, mit der Menschen jeder Religion zu Gott finden können. Wegen ihrer Sufi-Überzeugungen werden sie von den Behörden diskriminiert, schikaniert, willkürlich festgenommen, inhaftiert, zu Prügelstrafen verurteilt und es kommt zu Angriffen gegen ihre Gebetshäuser.

>>> Bitte helfen Sie mit, die Freilassung von Behnam Mahjoubi sowie Religionsfreiheit für die Sufis zu erreichen, indem Sie sich am Online-Appell von Amnesty International beteiligen, den Sie unter folgendem Link erreichen: https://www.amnesty.de/mitmachen/urgent-action/iran-sufi-muss-freigelassen-werden-2020-12-14?etcc_med=Newsletter&etcc_var=UA-NL&dat=KW51-2020